Versuche zwischen Fläche und Raum
Gewöhnlich dient die Architekturfotografie dazu, einen in der Realität bestehenden Ort abzubilden. Der Fotograf bedient sich lediglich der Wahl des Ausschnittes, des Standortes und der Brennweite, um seine Sicht des Raumes zu transportieren. Der Betrachter ist in der Lage, diesen mittels der Definition von Volumen, Proportionen, Positionen oder Distanzen zu ordnen. Dabei spielt sowohl der Bezug der Elemente untereinander als auch ihr Bezug zum umgebenden Raum eine zentrale Rolle. Sichtbare Raumkanten, Überlagerungen, Transparenzen, perspektivische Verzerrungen, Schatten, Farben, Unschärfe – all diese Gestaltungselemente dienen zur Orientierung im Bildraum oder können ihn bewusst verzerren.
In diesem Seminar sollen diese Elemente, die es ermöglichen, den Raum im Bild trotz der fehlenden dritten Dimension zu rekonstruieren, untersucht und so manipuliert werden, dass eine mehrdeutige Lesbarkeit des Raumes möglich ist. Dazu verlässt der Fotograf den Platz hinter der Kamera und beginnt, den realen Raum so für die Kamera zu inszenieren, dass sich die räumlichen Bezüge der Bildelemente verzerren.
Durch die bewusst gesteuerte Manipulation des Raumes sollen sich Distanzen und Perspektiven neutralisieren. Mit Hilfe druckgrafischer Versuchsanordnungen werden die gewohnten Bezugssysteme weiter verunklärt, so dass räumliche Logik und flächige Abstraktion zu einem neuen System verschmelzen. Indem sich Vorder- und Hintergrund miteinander verzahnen, entsteht eine mehrdeutige Lesbarkeit des Bildraumes. Diese „Grauzone“ gilt es zu untersuchen, zu steigern und räumlich zu interpretieren.
Die gezeigten Arbeiten stammen von Katharina Keese, Anna-Lena Loest, Hannah Radtke, Verena Garbe, Caroline Gebhardt und Jan Dethlefsen.
directed by_Katharina Puhle