Allen Architekturen liegen Maßgerüste zugrunde, welche die strukturellen Verhältnisse der Bauteile zueinander gliedern. Diese Systeme können sich in der Strukturierung der Fläche oder in räumlichen Bezügen widerspiegeln. Die Abbildung des dreidimensionalen Raumes ist immer ein Zusammenspiel wahrer Maße und augenscheinlicher Größen, je nach Projektionsverfahren, wird mit einer perspektivischen Verkürzung und fluchtenden Linien oder mit maßgenauen, planen Aufrissen gearbeitet. Jede der beiden Systeme vermittelt ihre eigene Wahrheit, und beiden liegt eine geometrische Hilfskonstruktion zugrunde, die am Ende des Entwurfsprozesses wieder entfernt wird.
Ähnlich wie bei bautechnischen Hilfskonstruktionen geht von diesen Hilfslinien eine eigene Kraft aus, denn jede Linie hat eine eigene, ihr eingeschriebene Funktion und steht nicht als Repräsentant für etwas. Mit Hilfe des Siebdruckes sollen diese geometrischen und konstruktiven Systeme, die zur grafischen Reproduktion räumlicher Bezüge dienen, sichtbar gemacht, weiterentwickelt und neu interpretiert werden.
Untersuchungsschwerpunkt werden die Siedlungsbauten der Nachkriegsmoderne sein. Was passiert mit den Fassadengliederungen und Proportionen, wenn sie perspektivisch verkürzt werden? Inwieweit hängt die Rezeption dieser inneren Systeme vom Standpunkt des Betrachters ab? Treffen Planungsgrundlagen und perspektivische Konstruktion aufeinander, entstehen durch die Überlagerung neue Systeme, die räumlich interpretiert und konstruiert werden können.
Die gezeigten Arbeiten stammen von Alexander Weissbrot, Anna Wietfeld, Diana Kandora, Femke Pleines, Hanna Murzin, Ingo Girolstein, Isabell Heinemann und Sebastian Feldmann. Sie entstanden im Sommersemester 2012 am IMD_Institute of Media and Design an der TU Braunschweig.
directed by_Katharina Puhle