Leni Riefenstahl hat in dem Dokumentarfilm „Triumph des Willens“ den Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP 1934 mit innovativen Filmtechniken in Szene gesetzt. In der Fachwelt wird ihre Rolle als Regisseurin kontrovers diskutiert, da der Film politisch und moralisch fragwürdige Inhalte transportiert und er zu Propagandazwecken produziert wurde. Gleichwohl sind unter ihrer Regie spektakuläre Aufnahmen dieser ritualisierten Großveranstaltung entstanden, die durch den gekonnten Schnitt filmisch so montiert wurden, dass die Inszenierung der Massen zum Sinnbild des deutschen Faschismus wurde.
In dem Seminar werden wir grafisch analysieren, wie sich filmische Methoden und reale Inszenierung im Film verschneiden. Kameraeinstellungen, Kadrierung, Schnitt und Bildmontage rhythmisieren die Marschordnungen. Raum und Zeit werden im Film neu organisiert und bilden so eine eigene Realität ab. Ein besonderes Augenmerk werden wir auf das Zusammenspiel von architektonischer Kulisse und choreographierter Masseninszenierung legen. Monumentale, für militärische Zwecke geplante Aufmarschplätze und städtische Szenerie wechseln sich ab. Ganz bewusst wurden die Marschkolonnen durch die Stadt gelenkt, in der städtischen Realität angekommen wurden sie zu einer bedrohlichen Demonstration von Stärke.
Das Arbeiten in grafischen Serien, wie es die Siebdrucktechnik ermöglicht, bietet ideale Voraussetzungen zur Untersuchung chronologischer Abläufe und rhythmischer Strukturen. Mehrere Arbeiten werden in der Ausstellung MARSCHORDNUNGEN in der „Topographie des Terrors“ in Berlin ausgestellt.
directed by_Katharina Puhle